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In Esel sein Ehrentrunk Dem Esel sein Ehrentrunk

A meinascha Bekonta, (einer meiner Bekannten)
der gern in oltn Gschriftn umkrombb, weil er moant, ah in den Sochn warn an olta Naturwein liaba wiar a neuga Kunstpontsch, nau, der Bekonti hot richti banahst amol an olts Gschichtl firazart, däs go nit schlecht is.

Zaatrogn sul sa sih in der Bruggastodt hobn vor
a dreihundert Johrn und ongspielt hot s a Baur und
a Boder und a Richter und an Esel. Va de vier da
Gscheidari is da Leßti gwen und daweil die Ondern
hobn gstritn, is s den nit schlecht ausgonga. Ih ziach
nit long um und heb on zan dazähl.

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Kimbb amol in an glüathoaßn Sumertog a Baur
mit ar an Esel in die Bruggastodt. Wia s ban Müllner
eahnari Kornbinggl ohglegg hobn und nocha
drauf ollzwen übern Morkplotz spaziern, sogg da
Baur:

"Du vadonkt! De Hitz, de i leid!"
"Ih ah!" moant der Esel.
"Den Durst, den ih hon!" sogg da Baur.
"Ih ah!" moant der Esel.

Aftn keman s zan Wirthshaus.
Wia s zan Wirthshaus keman, henkt da Baur
sein Kamerodn mit ar an Strickl za da Plonkn zuwi,
de in Schotn steht und rent eini in d Stubn af a
frischas Krüagl. Loßt eahm an schmeckn, in Wein.
Schön küahl is er, schön süaß is er, und dabei hasn
schneidi, daß er in da Zung bremselt. -

"Wos is s dan für oana?" frogg da Baur.
"A Luatnberger!" sogg da Wirth.
"Schau du! An Luatnberger host! Douh wuhl
ah an grechtn?"

Da Wirth schaut schelch drein: "Wos glaubst
dan du van mir? Daß ih an ungrechtn Wein hät?
Mei Liaba! Kan grechtern Luatnberger host wul dei
Leppa no nia trunkn wia den do!"

"Hon übahaupt nia koan Luatnberga trunkn"
moant de Baur. "Hon nar allaweil ghört, daß er
guat war."

"Uh Holbnor, der an guatn Wein nur ban Ohr-
waschl einiloßt. In die Gurgl ghört er owi. Därf ih
noh amol nochschenkn?" A so da Wirth.

"A holt jo! Oans trogg s nouh", sogg da Baur
und liapad seins gedonkst (trinkt seiner Meinung nach) an gerechtn Luatnberger.

Und sei Seel hät er drauf kina vaschwürn, da
Wirth. In sein Haus, hintn in Hof, loschiert da Boder
und zohlt koan Zins, weil er eh Leut ins Haus bringg:
Kronknboutn, d Leut für die Todtnzihrung und a sou.

Nau, und der Boda, der schreibb sih Franz Luatnberger und der mocht in Wein. - Wosser und Wurzelwerch, Zuger und Feign, Zimat und onders Gwürzt, a wenk an Brontwein dazu, wos woaß ih! Er sogg s jo Neambb, wiar er mischt, da Boder, und in seina loteinaschn Kuchl wern noh gonz ondri Gsüffer auskoucht! Nau, und daß ih sog, in Hof steht a Troug, der is heint vuler "Luatnberger", frisch zsomkocht, brenhoaß - grod in jesn (gähren): daß ma bold wieder oans z trinkn kriagn, a grechts Tröpferl!

Hiaz in Esel draußt ba da Plonkn, weil da Baur
ollaweil noh nit firkimbb, sa wird n die Zeit lonk. An
Koupfbeidla mocht er, reißt dabei s Strickl oh - und
hiaz kunt er hingehn, wou er wult. Jo, wan er hin-
gehn kon, wou er will, do geht er in Houf eini und
suacht an Bruntroug, daß er sein Durst kunt löschn.

- Nau, denkt eahm der Esel, wiar er aus n Troug
aussa trinkt, wos is dan dos heint für a Wosser? I
ken mih nit aus, is dos a schlechts Wosser oder a
guata Wein! Oba schmekn thuat s nit sper! Go nit
sper schmeckt s! Do hör ih af zan trinkn und heb on
zan sufn.

Wia noch a Zeit da Boda kimbb nochschaun in
sein hülzernen Weingortn, wia sih sei Wein auszeitigg in da Sunn, do findt er an larn Troug und an vulln Esel. Nit bol a zeitigi Weinbiir wird so schön bauchad sein wiar unser Grawer hiaz is, dabei wogelt er mit n Koupf, wachelt mit n Ohrwaschln, pfnaust mit da Schnauzn, hebb schön on zan singen: !Ih ah! gottika (gleichsam): Ih ah bring dos zwegn, daß ih viechdum wir, wan ih an Rausch hon!

Da Boda lafft in d Wirthsstubn: "Wen ghört
der Esel do draußt?"

Da Baur duselt a Weil, noch und noch schaut er
auf und lollascht: "Von an Esel is d Red? Do muaß
ih mih gleih drum onnehma. Der Esel ghört mein."

"Recht is s", sogg da Boda. "Baur, nochha
mochst ma mein Schodn guat! Mein Troug vul Wein
hot er mar ausgsouffn. Die gonz Fexung is hin."

"Hon ih eahm s gschofft, daß er dein Pontsch
sul aussauffn?" frogg da Baur.

"Du host dei Viech onzhenkn, daß s nit loßkon
und neambb koan Schodn mocht. Und won dein
Esel an Schodn mocht, sa wirst du dafür hergnoma.
Mein Troug vul Wein moch ma guat! Vastehst!"

Af dos wird de Baur niacht (nüchtern). Stad
aufbambb er sih, ba da Nosn pfnaust er ausser und
sogg: "Boda, hätst dein Wein ghobb, wo er hinghört,
in Keller, und mei Grawer kimbb dazua, nochha konst aufbegehrn. Wan da Baur in Wirthshaus sitzt und der Esel daweil in Houf geht, sa hot er recht. Wan der Esel Durst hot und zan Brun geht, sa hot er ah recht. Wan ober in Bruntroug s Wossa vadorbn is
uns s Viech trinkt und wird kronk - wer is don
schuldi? Ders Wossa vadorbn hot. Und wan s Viech
af a so a Gsüff vareckt, wer steht ma guat? Der s
Tronk vadorbn hot. Ees stehts ma guat, Boder, und
von enk valong ih an gsundn Esel, wan da bsouffni
krepirt."

Wia da Boder ine wird, daß da Baur in Spiaß
umdraht, wird er höllasch wild, geht zan Gricht und
vaklogg in Esel mitsombb n Baurn.

 

Da Richta ruft s vor. Da Boder is Goud Loub
und Donk gsund, der is do; in Baurn is heint a sou
gwiß! - er woaß selber nit wia! - oba do is er ah. Der
Esel - der hot damasch Koupfweh und kon nit kema.

Hiaz sein mar oba wisseri, wia däs Ding wird
ausgehn.

"Is a horti Soch", moant da Richter und bladlt
in sein Buach. "Für so wos hobn ma ka Gsetz. Der
Esel hot neambb umbrocht, nix vazaubert und
nix vahext - nit bold so a brava Mensch is mar
intakema, wia der Esel is, und den sult ih schuldi
sprechn? - Ih muaß rein noch n 'Zechrecht' vor-
gehn. Und noch n Zechrecht hobn ma zwen Fäll: Da
zohlandi Gost und da freii Gost. Soggs mar amaol,
mei liaba Herr Boda, hot der Esel in Wein olßa
sitzenda trunkn, oder olßa stehenda?

"Bonk hon ih koani hingstellt zan Troug", gibb
da Boder Ontwort.

"Won er olßa stehenda hot trunkn", sogg af Dos
da Richta, "so is s a Stehwein gwen, an Ehrntrunk
- und an selchtn red't ma Neambb noch. Der Esel
is nix schuldi."

Bild eines Esels

- Wos is s? Sid der Gschicht hoaßt z Brugg
a baunschter Wein - in Esel sein Ehrntrunk.

Einer meiner Bekannten, der gerne in alten Schriften
herumkramt, weil er meint, in diesen Sachen
wären ihm ein alter Naturwein lieber wie ein neuer
Kunstpantsch, nun, der Bekannte hat richtig danach just eine
alte Geschichte hervorgezogen, die gar nicht schlecht ist.

Zugetragen soll sie sich in der Bruckerstadt haben vor
etwa dreihundert Jahren und betroffen hat es einen Bauern und
einen Bader und einen Richter und einen Esel. Von den vieren der
Gescheiteste ist der Letzte gewesen und inzwischen die Anderen
haben gestritten, ist es für den nicht schlecht ausgegangen. Ich ziehe
nicht lange herum und fange an zum erzählen.

Kommt einmal an einem glühendheißen Sommertag ein Bauer
mit einem Esel in die Bruckerstadt. Wie sie beim Müller
ihre Kornsäcke abgelegt gehabt haben und nachher
anschließend allezwei über den Marktplatz spazieren, sagt der
Bauer:
" Du verdankt! Die Hitze, die ich leide!"
" Ih Ah!" meint der Esel.
"Diesen Durst den ich habe! sagt der Bauer.
"Ih Ah!" meint der Esel.

Nachher kommen sie zu einem Wirtshaus.

Wie sie zum Wirtshaus kommen, henkt der Bauer
seinen Kameraden mit einem Strick'l zu der Planke dazu,
die im Schatten steht und rennt hinein in die Stube auf ein
frisches Krügel. Laßt sich ihm eins schmecken, den Wein.
Schön kühl ist er, schön süß ist er, und dabei fein
schneidig, daß er auf der Zunge prickelt. "Was ist es
denn einer?" fragt der Bauer.

"Ein Luttenberger!" sagt der Wirt.
"Schau du! Einen Luttenberger hast! Doch wohl
auch einen echten? fragt der Bauer.

(Ein echter Luttenberger Wein kam aus dem Gebiet des heutigen
Sloveniens).

Der Wirt schaut schief drein: "Was glaubst
denn du von mir? Daß ich einen unechten Wein hätte?
Mein Lieber! Keinen echteren Luttenberger hast du dein
Leben noch nicht getrunken wie diesen hier!".

"Habe überhaupt nie einen Luttenberger getrunken",
meint der Bauer. "Hab' nur alleweil gehört, daß er
gut wäre."

"Uh Halbnarr, der einen guten Wein nur beim Ohrwaschl
hineinläßt. In die Gurg'l gehört er hinunter. Darf ich
noch einmal nachschenken?! So der Wirt.

"Eben halt ja! Eins tragt es noch", sagt der Bauer
und trinkt seiner Meinung nach einen echten Luttenberger.

Und seine Seele hätte er darauf können verschwören, der
Wirt.

In seinem Haus, hinten im Hof, loggiert der Bader
und zahlt keinen Zins, weil er sowieso Leute in das Haus bringt:
Krankenboten, die Leute für die Todtenzährung und so.

Nun, und der Bader, der schreibt sich Franz Luttenberger
und der macht den Wein. - Wasser und Wurzel-
werk, Zucker und Feigen, Zimt und anderes Gewürz,
ein wenig einen Brantwein dazu, was weiß ich! Er sagt
es ja niemand, wie er mischt, der Bader, und in seiner
liederlichen Küche werden noch ganz andere Gesöffe aus-
gekocht!

Nun, daß ich es sage, im Hof steht ein Trog,
der ist heute voller "Luttenberger", frisch zusammengekocht,
brennheiß - grad im gähren; daß wir bald
wieder eines zum trinken kriegen, ein echtes Tröpferl!

Jetzt, dem Esel draussen bei der Planken, weil der Bauer
alleweile noch nicht herauskommt, da wird ihm die Zeit lang. Eine
Kopfbewegung macht er, reißt dabei das Strick'l ab - und
jetzt könnte er hingehen, wohin er wolle. Ja, wann er hin-
gehen kann, wo er will, da geht er in den Hof hinein und
sucht einen Brunnentrog, daß er seinen Durst kann löschen.

Nun, denkt sich der Esel, wie er aus dem Trog
heraus trinkt, was ist denn das heute für ein Wasser? Ich
kenne mich nicht aus, ist das ein schlechtes Wasser oder ein
guter Wein! Aber schmecken tut es nicht trocken! Gar nicht
trocken schmeckt es! Da höre ich auf zum trinken und fange an
zum saufen.

Wie nach einer Zeit der Bader kommt nachschauen in
seinen hölzernen Weingarten, wie sich sein Wein ausreift
in der Sonne, da findet er einen leeren Trog und einen vollen
Esel. Nicht bald (daß) eine reife Weinbeere wird so schön aufgebläht
sein wie unser Grauer jetzt ist, dabei wackelt er mit
dem Kopf, wackelt mit den Ohrwascheln, schnauft mit der
Schnauze, fangt schön an zum singen; Ih ah!
gleichsam: Ih ah bringe das zuwegen, daß ich viehdumm
werde, wenn ich einen Rausch habe!

Der Bader lauft in die Wirtsstube: "Wem gehört
der Esel da draussen?"

Der Bauer duselt eine Weile, nach und nach schaut er
auf und lallt: "Von einem Esel ist die Rede? Da muß
ich mich gleich darum annehmen. Der Esel gehört mir."

"Recht ist es" sagt der Bader. "Bauer, nacher
machst mir meinen Schaden gut! Meinen Trog voll Wein
hat er mir ausgesoffen. Die ganze Fexung ist kaputt."

"Hab' ich es ihm angeschaffen, daß er deinen Pantsch
soll aussaufen? fragt der Bauer.

"Du hast dein Vieh anzuhängen, daß es nicht loßkann
und niemand einen Schaden macht. Und wann dein
Esel einen Schaden macht, so wirst du dafür hergenommen.
Meinen Trog voll Wein machst mir gut! Verstehst!"

Auf das wird der Bauer nüchtern. Langsam
bäumt er sich auf, bei der Nase schnauft er heraus und
sagt: "Bader, hättest deinen Wein gehabt, wo er hingehört,
in (den) Keller, und mein Grauer kommt dazu, nachher kannst
aufbegehren. Wenn der Bauer im Wirtshaus sitzt und
der Esel derweilen in (den) Hof geht, so hat er recht. Wenn
der Esel Durst hat und zum Brunnen geht, so hat er auch
recht. Wenn aber im Brunnentrog das Wasser verdorben ist
und das Vieh trinkt und wird krank - wer ist daran
schuld? Der das Wasser verdorben hat. Und wenn das Vieh
nach so einem Gesöff verreckt, wer steht mir gut? Der den
Trank verdorben hat. Ihr steht mir gut, Bader, und
von euch verlange ich einen gesunden Esel, wenn der besoffene
krepiert."

Wie der Bader begreift, daß der Bauer den Spieß
umdreht, wird er höllisch wild, geht zum Gericht und
verklagt den Esel mitsamt dem Bauern.

Der Richter ruft sie vor. Der Bader ist Gott Lob
und Dank gesund, er ist da; dem Bauern ist heute
ebenso gewiß! - er weiß selber nicht wie! - aber da ist er auch.
Der Esel - der hat damisch Kopfweh und kann nicht kommen.

Jetzt sind wir aber wissbegierig, wie das Ding wird ausgehen.

"Ist eine harte Sach' ", meint der Richter und blättert
in seinem Buch. "Für so etwas haben wir kein Gesetz. Der
Esel hat niemand umgebracht, hat nichts gestohlen, hat nicht
Ehre abgeschnitten, nicht Wort gebrochen, niemand verzaubert und
niemand verhext - nicht bald so ein braver Mensch ist mir
untergekommen, wie der Esel ist, und den soll ich schuldig
sprechen? - Ich muß rein nach dem 'Zechrecht' vorgehen.
Und nach dem Zechrecht haben wir zwei Fälle: Der
zahlende Gast und der freie Gast. Sag' mir einmal,
mein lieber Herr Bader, hat der Esel den Wein als
sitzender getrunken, oder als stehender?"

"Bank habe ich keine hingestellt zum Trog". gibt
der Bader Antwort.

"Wann er allso (als) stehender hat getrunken", sagt darauf der Richter,
"so ist es ein Stehwein gewesen, ein Ehrentrunk -
und einen solchen redet man niemand nach. Der Esel
ist nicht schuldig."

 

 

 

 

 

 

 

Was ist es (nun)? Seit dieser Geschichte heißt zu Bruck
ein gepanschter Wein -- dem Esel sein Ehrentrunk.