Die gemeindeeigene Wienbibliothek im Rathaus (MA 9) hat die Wiener Adreßbücher "Lehmann" des Zeitraumes 1859 - 1942 digitalisiert und - vollinhaltlich - ins Netz gestellt.
Sie finden sie hier: http://www.digital.wienbibliothek.at/periodical/structure/5311
Damit ist ein großer Teil der wiener Bevölkerung direkt auffindbar - inkl. Wohnungswechsel, Berufswechsel usw.
Die große Gruppe der Dienstboten, Taglöhner und Handwerksgehilfen ist allerdings anfangs nicht enthalten, d.h. wer nicht im "Lehmann" aufscheint, kann trotzdem in Wien gelebt haben.
In der Regel ist immer der Haushaltsvorstand angeführt, d.h. Ehefrauen und mitwohnende Kinder scheinen in der Regel nicht auf. Witwen, ledige Frauen und Selbstständige mit eigener Wohnung aber meist schon.
Die Bände sind alphabethisch geordnet.
Meist gibt es auch einen Firmen-Teil/Band, wo alle Firmen, geordnet nach Branchen, alphabetisch aufgelistet sind.
Für einige Ausgaben, gibt es auch den sog. "verkehrten Lehmann", wo geordnet nach den Adressen, alle Eigentümer (E), die Hausmeister (H) und Mieter eines Hauses hintereinander aufgelistet werden.
Den "Verkehrten Lehmann" gibt es:
1925: Band 3, Häuserverzeichnis 5. Teil Straßen und Häuser von Wien
1932: Band 2, Häuserverzeichnis 4. Teil Häuser-Nachweis
1933: Band 2, Häuserverzeichnis 4. Teil Häuser-Nachweis mit vorangestelltem ..............
1934 - 1936: Band 2, Häuserverzeichnis 3. Teil Bezirksfachregister (Häusernachweis) .....................
1937: nicht vorhanden
1938 - 1942: Band 2, Häuserverzeichnis 4. Teil Häuser-Verzeichnis, Geschäftsbetriebe und Hausparteien
ACHTUNG:
Die Bezirksgrenzen haben sich oft geändert, ganze Bezirke sind umstrukturiert worden, ganz besonders der 13., 14. und 15. Bezirk!
Eine Liste der Wiener Straßennamen, mit dem jeweiligen Zeitpunkt der Benennung und allfälligen früheren Bezeichnungen ist hier abrufbar:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stra%C3%9Fennamen_von_Wien
Die Bände hatte den Redaktionsschluß meistens bereits im Spätsommer des Vorjahres.
Damit waren im Band immer auch Eigentümer enthalten, die in der 2. Jahreshälfte des Vorjahres verstorben oder abgewandert waren.
Und natürlich wurden manche Eigentümerwechsel auch schlicht übersehen.
Das Adreßbuch wurde ja nicht jedes Jahr komplett neu erhoben, sondern lediglich die bekannten Änderungen in die Vorjahresausgabe eingearbeitet.
D.h. es empfiehlt sich immer auch spätere Ausgaben durchzusehen, weil die Änderung erst dort aufscheinen könnte.
Wien war um 1910 mit über 2 Millionen Einwohnern die viertgrößte Stadt Europas und die sechstgrößte der Welt.
D.h. die Erstellung dieses Adreßbuches war jedes Mal eine Mammut-Aufgabe.
Das "Historische Lexikon Wien" von Felix Czeike, Band 4, Seite 9, schreibt dazu:
Lehmann, Adreßbuch
Vorläufer gab es in den Hof-, Staats- u. Behördenverzeichnissen (später Staatsschematismen) sowie in Häuser- u. Straßenverzeichnissen, Almanachen u. Kalendern sowie Mitgl.-Verzeichnissen von Handwerksinnungen. Staatskalender bzw. -schematismen gab es regelmäßig ab 1702 (Behördenadressen, ab 1848 auch Privatadressen von Honoratioren u. Beamten). Aus den seit dem 16. Jh. erscheinenden Kalendern entwickelten sich Merkantil- u. Kommerzialschematismen.
Im Juni 1859 erschien erstmal das "Allg. Adreß-Buch nebst Geschäfts-Handbuch für die k.k. Haupt- u. Residenz-Stadt Wien u. deren Umgebung", hgg. von Adolph Lehmann, verlegt bei Friedrich Förster. Ab 1861erschien das Adreßbuch in der Staatsdruckerei. Von da an trug es 6 Jahrzehnte lang den Haupttitel "Allg. Wohnungsanzeiger"; es enthielt "sämtl. Einwohner", ausgen. Gewerbegehilfen, Taglöhner u. Dienstboten; ausgeschlossen waren auch Ehefrauen, Kinder u. Soldaten. Die Änderung vieler Gassennamen nach der Eingemeindung der Vorstädte sowie die grundlegende Änderung der Häusernummerierung führten zu einer Unterbrechung des Erscheinens nach 1862. Das Adreßbuch erschien 1864-67 im Verlag C. Gerolds Sohn, 1868 bei Tendler & Co. und ab 1870 bei Alfred Hölder; damit war das jährl. Erscheinen gesichert.
Ab 1874 brachte des Adreßbuch die Pläne der Wr. Theater. Ab 1877 wurde der L. in Graz gedruckt. Ab 1884 wurden Telefoninhaber gekennzeichnet, daneben gab es noch Hinweise auf Hausbesitzer u. Besitzer von Postsparkassenkonten.
Ab 1887 enthielt das Gassenverzeichnis auch Hinweise auf die Pfarrzugehörigkeit (bis zur Einführung der Standesämter 1939 von großer Bedeutung).
Wichtige Informationen zu Pfarrzugehörigkeiten finden Sie hier unter Wien
Nach der Stadterweiterung von 1890/92 erschien der L. ab 1903 in 2 Bänden. 1906 wurde ein größeres Format gewählt u. dem Band alljährl. ein Stadtplan beigelegt (1919 eingestellt). Ab 1923 lautete der Haupttitel "Wr. Adreßbuch".
Nach der Annexion Österr.s wurde die Redaktion nach Berlin verlegt (1943 eingestellt).
Der erste Nachkriegsjahrgang erschien 1949 im Verlag Herold. Seit damals enthielten die Bände auch Verzeichnisse der Wr. Bgm., der Wr. Ehrenbürger u. der Empfänger höchster städt. Auszeichnungen. Nach der Ausgabe 1979 wurde das Einwohnerverzeichnis aus Datenschutzgründen eingestellt.
Lit.: Hanns Jäger-Sunstenau, der 100jähr. L. (1959)
Günter Ofner
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