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BÖHMERWALDMUSEUM WIEN (mit Erzgebirger Heimatstube)

Schon vor 1900 waren viele Bewohner des Böhmerwaldes, jener Grenzregion des Königreiches Böhmens, welche an Niederösterreich, Oberösterreich und Bayern grenzte, in die Reichshaupt- und Residenzstadt Wien gekommen – zum Teil wegen der besseren Verdienstmöglichkeiten und besseren Bildungsmöglichkeiten, zum Teil aber auch aus Großfamilien, welche ihre Kinder zur Lehre oder „in den Dienst“ hierher schickten. Diese Böhmerwäldler, oft aus entlegendsten Gefilden stammend, liebten ihre angestammte Heimat über alles. Ihr Heimweh veranlasste sie, sich in Wien in einzelnen Heimatgruppen zu organisieren, wo sie ihre Traditionen, ihre Erinnerungen und ihr Gebräuche pflegten.

Der Zusammenbruch der Monarchie bedeutete für die Bewohner des Böhmerwaldes dann plötzlich ein Leben in einem neu gegründeten tschechischen Staat, wo der deutschsprachigen Bevölkerung immer mehr die Eigenständigkeit genommen wurde.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die deutschsprachige Bevölkerung des Böhmerwaldes auf Grund der Beneš-Dekrete der neu erstandenen Tschechoslowakischen Republik (ab 1945 vorerst in wilder Form, ab 1946 in „geregelten“ Bahntransporten) aus ihren Siedlungsgebieten im Böhmerwald vertrieben und so kamen wieder - diesmal aber ohne jeden sozialen und wirtschaftlichen Halt und ohne Hab und Gut, ihres Vermögens, ihrer Grundstücke, Häuser, Felder enteignet - unzählige Böhmerwäldler nach Wien, wo sie (vorerst auch politisch argwöhnisch beobachtet, später aber immer mehr bewundert) – am Wiederaufbau Österreichs mitwirkten.

Im Jahr 1949 wurde daher in Wien ein Heimatverein der Böhmerwäldler gegründet, welcher sich den Namen „Hochwald“ gab. Dieser Verein war ungemein rührig und verfolgte als wichtiges Ziel die Gründung einer Heimatstube oder eines Museums, in welchen der Böhmerwald auch in Wien eine würdige Erinnerungsstätte finden sollte (dieser Heimatverein hatte bis August 2009 Bestand).

Und so kam es am 11.November 1952 zur Gründung des Vereins „Erstes österreichisches Böhmerwald-Heimatmuseum“, welcher in einem Gasthaus in Wien 16 sein Museum eröffnen konnte. Grundstock dieses Museums war der Nachlass des Schriftstellers Paul Messner, der ein Neffe des Dichters Josef Messner gewesen ist. Auch standen weitere Nachlässe von Bewohnern des Böhmerwaldes zur Verfügung und so war eine gute Ausgangslage für ein Böhmerwaldmuseum gegeben. Die Gründer des Museums stammten damals sowohl aus der Gegend um Prachatitz (Prachatice), hier sei vor allem der erste Kustos und Schriftsteller Herbert von Marouschek erwähnt. Andererseits lag ein Schwerpunkt auf dem südböhmischen Raum um Gratzen (Nové Hrady). So war der erste Obmann des Museumsvereins Dr. Robert Teichl (Sohn von Anton Teichl, Heimatforscher und Domänendirektor bei Graf Buquoy). So war die gesamte Böhmerwaldregion bereits seit den Anfängen umfassend repräsentiert.

Schon im Jahre 1955 wurde das Böhmerwaldmuseum unter Denkmalschutz gestellt, 1957 konnte das 1000. Ausstellungsstück gezählt werden und 1960 erfolgte die Angliederung der Erzgebirger Heimatstube.

Das Jahr 1963 brachte die Gründung einer weiteren Böhmerwald-Heimatgruppe in Wien, den „Böhmerwaldbund“, welcher bis heute sehr erfolgreich für das Museum und seine Aufgaben tätig ist. Die rasche Zunahme an Exponaten erforderte 1967 den Bezug neuer Räumlichkeiten im 3. Wiener Gemeindebezirk in der Ungargasse 3 (nächst Bahnhof Wien-Mitte), wo sich das Böhmerwaldmuseum auch heute noch befindet.

Seit 1998 leitet Dr. Gernot PETER sehr erfolgreich und umsichtig das Museum, welches sich unter seiner Führung zu einer bereits weit über die Grenzen Wiens und Österreichs hinaus bekannten Fundgrube für Heimatchroniken, Böhmerwäldler Hausrat, Trachten, Glas- und Geschirr, Gemälde, Liedtexte und Noten, Landkarten, Gebetbücher, Heimatzeitschriften, Gegenstände des bäuerlichen Alltagslebens, Bücher bedeutender Böhmerwäldler Dichter und vieles anderes mehr entwickelt hat. Besonders hervorzuheben ist die umfangreiche Postkarten- und Fotosammlung, die über 10.000 Exponate umfasst und ein Zeugnis von der Besiedelungsgeschichte des Böhmerwaldes ablegt. Viele heute nicht mehr existente Ortschaften sind hier noch in alten Ansichten erhalten.

Ab dem Jahr 2002 wurde mit der schrittweisen Archivierung aller Bestände begonnen, wobei über 300 Archivschachteln befüllt sowie mehr als 350 Ordner mit Unterlagen über Dörfer, Städte, Schriftsteller und Persönlichkeiten sowie Schriftverkehr diverser Vereine angelegt wurden. Die Postkarten- und Fotosammlung wurde bereits zur Gänze digitalisiert, die Archivbestände ebenfalls digital erfasst. Im Jahr 2009 erfolgt die fotografische Dokumentation aller dreidimensionalen Ausstellungsgegenstände, so dass ab 2010 das Böhmerwaldmuseum Wien über ein nahezu vollkommenes digitales Archiv all seiner über 13.000 Exponate beherbergt. Jährliche Sonderausstellungen und überregionale Kooperationen mit tschechischen Kulturinstitutionen (Museen, Gemeinden, Vereinen) stellen derzeit und in Hinkunft die vorwiegende Aufgabenstellung des Museumsvereins dar. So konnten bisher bereits drei gemeinsame Ausstellungsprojekte in Außergefild (Kvilda), Krummau an der Moldau (C(eský Krumlov) und Gratzen (Nové Hrady) erfolgreich durchgeführt werden, weitere Aktivitäten, auch mit Unterstützung der Europäischen Regionalförderung, sind in Planung. Die Teilnahme an der ORF-Aktion „Lange Nacht der Museen“ ist bereits zur Tradition geworden.

Das digitalisierte Archiv und die große Bibliothek stellt nun mehr für interessierte Ahnen- und Familienforscher auch einen Anreiz zum Besuch dieses Heimatmuseums dar. Dr. PETER, privat selbst ein sehr erfolgreicher Ahnenforscher, steht hier sehr gerne für Auskünfte und Hilfestellung zur Verfügung (Datenbank mit mehr als 35.000 Einträgen). Das Museum ist jeden Sonntag von 9 bis 12 Uhr geöffnet, gegen Voranmeldung auch außerhalb dieser Öffnungszeiten.

Kontaktperson:
Dr. Gernot PETER

3420 Kritzendorf
Hirschengasse 14
Tel. 02243/37197

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homepage: http://www.boehmerwaldmuseum.at