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Bernhardsthal, 13. Februar 1941 – 17. August 2021

Herr Friedel STRATJEL kam am 13. Februar 1941 in Bernhardsthal im nordöstlichen Weinviertel als Sohn des Spenglermeisters Josef und der Hebamme Maria Stratjel zur Welt.

Nach der örtlichen Volksschule besuchte er das Gymnasium in Gänserndorf. Nach einer Lehre als Spengler und Schwarzdecker im väterlichen Betrieb folgte ein Studium an der Universität in Wien.

Nach seinem Studium war er über 30 Jahre als Statistiker und EDV-Beauftragter für die Wirtschaftskammer NÖ tätig, wo er bis zu seiner Pensionierung das entsprechende Referat leitete.

Seine Tätigkeit als Statistiker war eine ideale Voraussetzung für die Erstellung von Datensammlungen mit Hauptaugenmerk auf die Bevölkerungsentwicklung seiner Heimatgemeinde (1975 und 1995). Dabei griff er auch auf das Geburtenverzeichnis seiner Mutter (Gemeindehebamme von 1935 bis 1962) und das von ihm ausgewertete Seelenverzeichnis 1631 (Index Animarum, ein Vorläufer der Matriken) zurück.

Ein bedeutender Meilenstein im Schaffen von Hrn. Stratjel ist die Erfassung der Bernhardsthaler Kirchenbücher (Bernhardsthal 1700 bis 1800/1877, Reintal 1700 bis 1784) auf der Basis des von Pfarrer Stöger im Jahr 1877 geschaffenen Index. Es entstanden über 21.600 Datensätze, welche Hr. Stratjel auch Familia Austria zur Verfügung stellte. Die Matrikendaten wurden von ihm durch Auswertung von weiteren Quellen wie Grundbücher, Pfarrchronik, Verlustlisten, etc. angereichert.
Einige Pfarrbücher befanden sich in einem sehr schlechten Zustand, sodass Hr. Stratjel eine Restaurierung auf seine Kosten veranlasste.

Das größte Betätigungsfeld von Hrn. Stratjel war die Heimatforschung. Unermüdlich recherchierte und dokumentierte er zu verschiedenen Themen rund um seinen Heimatort Bernhardsthal. Als Beispiel sei hier nur ein kleiner Auszug seiner Publikationen erwähnt:

  • Hausbesitzerreihen in Bernhardsthal ab 1605
  • Bernhardsthaler Teich
  • Die „Kaiser-Ferdinands-Nordbahn“ in Bernhardsthal
  • Liechtenstein-Urbar 1607 sowie Geschädigtenliste 1605 der Herrschaft Rabensburg und Hohenau
  • Bildband – Bernhardsthal, Gassen, Häuser und Geschäfte vor 1945

Seine letzte Arbeit war das im Mai verfasste Buch „Fibeln in Bernhardsthal“, ein Inventarausdruck über die in Reintal/Wiesäcker und Umgebung gefundenen Fibeln. Die Überarbeitung der „Häusergeschichte von Reinthal“ konnte er leider nicht mehr vollenden.

Neben seiner Sammelleidenschaft von alten Landkarten, entdeckte Hr. Stratjel schon früh auch ein Interesse an der Archäologie. Durch seine Erkundungen und Beobachtungen entwickelte er sich vom Hobby-Archäologen zum Impulsgeber für professionelle archäologische Untersuchungen rund um Bernhardsthal. Auf sein Betreiben fand am 8. und 9. November 2016 die 1. int. Archäologen-Konferenz »Frühmittelalterliche Hügelgräber in Mitteleuropa« in Bernhardsthal statt.

Eine aktive Teilnahme am Dorfleben war Hrn. Stratjel immer sehr wichtig.
1972 war er an der Gründung des Bernhardsthaler Tennisvereins beteiligt und leitete diesen als Obmann über einen Zeitraum von 16 Jahren.
1997 bis 2000 war er Obmann des „Kultur- und Verschönerungsvereins Bernhardsthal“ und von 1995 bis 1999 Herausgeber der Zeitschrift „Der Bernhardsthaler”. Von 1994 bis 2000 leitete er gemeinsam mit Museumsgründer Otto Berger das Bernhardsthaler Heimatmuseum, ab dem Jahr 2000 bis 2011 in Eigenregie.

Hr. Stratjel war ein sehr geselliger, überaus fleißiger, kompetenter und von Experten geschätzter Mensch.
Er verstarb am 17. August 2021 nach einer langen, mit großer Geduld ertragenen Krankheit im 81. Lebensjahr. Ein schmerzlicher Verlust – nicht nur für seine ihn liebevoll umsorgende Gattin Helga – auch für viele, viele Freunde und nicht zuletzt natürlich auch für das Bernhardsthaler „Otto Berger Heimat-museum“.

Wir werden seiner stets mit Hochachtung und Dankbarkeit gedenken.

Dieter Friedl, Robert Spangl im September 2021