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Eduard Michael RICHTER
(Hotzenplotz/Osoblaha Nr. 101, 29. September 1821 - Hotzenplotz, 12. Januar 1898)
war ein Hutmachermeisterssohn (Eltern: Albert und Anna, geb. Hofmann), besuchte das Gymnasium in Olmütz (tsch. Olomouc), woher die Mutter stammte und ein Jahr lang auch die Universität dort, konnte diese Ausbildung aber aus finanziellen Gründen nicht fortsetzen.
Er absolvierte daher die medicinisch-chirurgische Lehranstalt und schloß sie am 17. Jänner 1845 mit dem Diplom an der Universität Wien ab.
Anschließend war er Gemeindearzt in Liebenthal, von 1849 - 1859 Militärchirurg an wechselnden Standorten in der Monarchie und wurde schließlich krankheitshalber pensioniert.
Er kehrte nach Hotzenplotz zurück, wurde dort Ortsschulenaufseher, Gemeinderat, Mitglied der Sparcassa-Direction und praktizierte als Wundarzt (Chirurg).
1877 stürzte er bei einem Krankenbesuch. Dieser Beinbruch wurde nicht hergestellt und zwang ihn dann 1885 sich von allen Ämtern zurückzuziehen.
Er sammelte lebenslang Material über das Hotzenplotzer Ländchen und andere Regionen und verfaßte auf Wunsch der Stadt Hotzenplotz in jahrelanger Arbeit das handgeschriebene sechsbändige Werk in acht Büchern "Das Buch vom Osalande".
Aus finanziellen Gründen konnte dieses Werk aber nicht gedruckt werden.
Einige Teile aus dem Manuskript wurden zu seinen Lebzeiten in dem "Notizen-Blatt der historisch-statistischen Section der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde, Brünn" veröffentlicht. In der Nr. 7, 1891, S. 49 f. befindet sich eine kurze Biographie Eduard Richters.

Die Osa, auch Ossa und Hotzenplotz genannt (tsch. Osoblaha) ist ein linker Nebenfluss der Oder und durchfließt das Hotzenplotzer Ländchen von West nach Ost.

Nach dem Tod von Eduard Richter gelangte das Manuskript in den Besitz von Hermann MILDNER (1878–1971), ebenfalls ein bedeutender landeskundlicher Forscher aus Hotzenplotz.
Dieser lebte nach seiner Pensionierung in Troppau (tsch. Opava). Nach dem Zweiten Weltkrieg, als klar wurde, daß auch er als Deutscher seine Heimat verlassen mußte, übergab er am 15. August 1945 sein Personalarchiv, darunter auch das Manuskript von Eduard Richter, an das Landesarchiv Troppau (tsch. Opava).
1959 versuchte Mildner, der nach seiner Vertreibung in Bayern lebte, vergeblich sein Archiv zurückzuerhalten oder zumindest die Möglichkeiten Kopien davon anfertigen zu dürfen.

Die Bände von Eduard Richter sind im Landesarchivs Troppau (tsch. Zemský archiv v Opavě) der Forschung zugänglich, auf Grund der Kurrentschrift aber für viele Interessierte nur eingeschränkt benützbar.

Im Jahr 2001 machte der junge Archivar im Landesarchiv Herr M. A. Zdeněk KRAVAR, Ph. D. (* Troppau/Opava, 1971), heute Leiter der Abteilung für die Verwaltung der Bestände und Sammlungen, den dort forschenden deutschen Orientalistikprofessor Herrn Dr. Gernot ROTTER (Troppau, 1941 - Stade, 2010) auf dieses Manuskript aufmerksam und dieser beschloß dieses Werk zu editieren und damit einem großen Leserkreis zugänglich zu machen. Die rund 5000 Seiten wurden mikroverfilmt und Prof. Rotter übertrug den Text in jahrelanger Arbeit in eine Textdatei.
Sein plötzlicher Tod im Jahr 2010 unterbrach die Arbeit, von den ursprünglich vorgesehenen Mitarbeitern war nur Herr Dr. Kravar übrig geblieben, der allerdings als Mitarbeiter des Landesarchives nur wenig Zeit dafür aufwenden konnte.
Glücklicherweise war Herr Studiendirektor Helmut BERNERT aus Kassel (* Troppau, 1935) im Jahr 2005 in dieses Projekt miteingestiegen und übernahm nun die Leitung.
Seiner Tatkraft und Zähigkeit ist es zu verdanken, daß dieses wichtige und umfangreiche Werk Eduard Richters nun, mehr als 120 Jahre nach dem Tod des Autors, komplett editiert und auch im Netz elektronisch verfügbar ist.

Das Manuskript wurde buchstabengetreu übertragen, die orthographischen Eigenheiten wurden ebenso beibehalten wie die Zeichensetzung. Alle von Richter vorgenommenen Fuß- oder Endnoten wurden in runde Klammern () an den entsprechenden Stellen eingefügt. Alle von den Herausgebern vorgenommenen Ergänzungen und Fußnoten wurden durch eckige Klammern [] gekennzeichnet.

Unser aller Dank gilt den drei Herausgebern Herrn Prof. Dr. Gernot ROTTER+, Herrn Dr. Zdeněk KRAVAR und Herrn Helmut BERNERT.
Und natürlich dem Autor Herrn Eduard RICHTER.
Damit steht allen Interessierten ein außergewöhnlich reichhaltiges und umfassendes Werk für dieses Ländchen zur Verfügung. Vermutlich gibt es im deutschsprachigen Raum nur sehr wenige Regionen, die so gut beschrieben sind, wie nun das Hotzenplotzer Ländchen.

Hier eine Würdigung von Würdigung Prof. Dr. Gernot Rotter

Sie finden das fertige Werk nun hier auf den Seiten des Landesarchivs Troppau:
Das Buch vom OsalandeMan kann die Bände und Beilagen auch herunterkopieren.

 

DAS BUCH VOM OSALANDE
oder von der grossen mährischen Enclave Hotzenplotz.
Geschichte und Beschreibung derselben, seiner Städte und Orte, Volksthümliches, Lieder und Sagen aus derselben.

Inhaltsangabe der Darstellung auf der Netzseite des Landesarchivs Troppau:
(jeweils Tschechisch und Deutsch)

Divčí Hrad, pohled na žamek od severu
Maidelberg, Ansicht des Schlosses von Norden

I. Všeobecná topografie a historie enklavý Osoblaha 1. Topografi, 2. Historie
I. Allgemeine Topographie und Geschichte der Enklave Hotzenplotz 1. Topographie 2. Geschichte

II. Topografie a dějiny města Osoblaha 1. Topografie
II. Topographie und Geschichte der Stadt Hotzenplotz 1. Topographie

II. Topografie a dějiny města Osoblaha 2. Historie
II. Topographie und Geschichte der Stadt Hotzenplotz 2. Geschichte

III. Topografie a dějiny obcí a osad v enklávě Osoblaha
III. Topographie und Geschichte der Dörfer und Siedlungen in der Enklave Hotzenplotz

IV. Listiny a listy k dějinam enklávy a města Osoblaha (1369)
IV. Dokumente und Briefe zur Geschichte der Enklave und der Stadt Hotzenplotz (1369)

V. Krátké životopisy význačných osobností Osoblažska
V. Kurzbiografien herausragender Persönlichkeiten von Hotzenplotz

VI. Život obyvatelstva na Osoblažsku 1. Stavnosti, obyčeje, mravy a pověry 2. Člověk a jeho život 3. Pisne, hry, přisloví, mýty, pověsti a pohadky [Slovník nářečí]
VI. Das Leben der Bevölkerung in Hotzenplotz 1. Die Güter, Bräuche, Sitten und Aberglauben 2. Der Mensch und sein Leben 3. Schriften, Spiele, Sprüche, Mythen, Legenden und Märchen [Mundartwörterbuch]

VII. Obrazy a fofografie z Osoblažska (v rukopisu viepeno 8 kreseb a 46 fotografií)
VII. Gemälde und Fofografie aus Hotzenplotz (8 Zeichnungen und 46 Fotografien im Manuskript)

 

Das Hotzenplotzer Ländchen (Ossa/Osa-Land)
(219,31 qkm und im Jahr 1900 21.582 Einwohner)
Es gehörte jahrhundertelang den Erzbischöfen von Olmütz, Ausnahme die Herrschaft (Allodium) Maidelberg mit den Dörfern Maidelberg, Glemkau, Pittarn und Zottig) und war eine mährische Enklave in Schlesien. Es wurde deshalb auch oft als 'Große mährische Enklave in Schlesien' bezeichnet.

Es besteht aus den Städten:

- Hotzenplotz (tsch. Osoblaha)
- Johannesthal (tsch. Janov)

dem Markt:

Roßwald Markt (tsch. Slezské Rudoltice, Rudoltice Městys)

den Dörfern:

- Amalienfeld (tsch. Amalin)
- Antonsberg (tsch. Antonsberk, Antoninov)
- Arnsdorf (tsch. Anultovice)
- Artmannsgrund, auch Erdmannsgrund (tsch. Artmanov)
- Bartelsdorf, auch Batzdorf, Barzdorf (tsch. Bartultovice)
- Butschafka (tsch. Bučávka)
- Damasko (tsch. Damašek)
- Deutsch Paulowitz (tsch. Německé Pavlovice, Slezskě Pavlovice)
- Füllstein (tsch. Fulstein, Fulštejn, Bohušov)
- Glemkau (tsch. Hlinka, Hlínka) - Allodialbesitz des Johanniter/Malteserordens
- Grosse (tsch. Hrozová)
- Grundeck (tsch. Grundek)
- Hennersdorf (tsch. Jindřichov)
- Karlsdorf (tsch. Karlsdorf , Karlov)
- Kaschnitzberg (tsch. Kašnicberk, Kašnice)
- Kawarn (tsch. Koberno)
- Liebenthal (tsch. Liptaň, Liptál)
- Mährisch Pilgersdorf (tsch. Poruba, Pelhřimovy)
- Maidelberg (tsch. Divči Hrad, Divči Hrady) - Allodialbesitz des Johanniter/Malteserordens
- Matzdorf (tsch. Matějovice)
- Neudörfel (tsch. Nová Veska, Nová Ves)
- Neu Paulowitz (tsch. Nová Povelice)
- Neuwald (tsch. Nový Les)
- Nieder Paulowitz (tsch. Dolni Povelice)
- Ober Paulowitz (tsch. Horni Povelice)
- Peischdorf (tsch. Piskořov)
- Petersdorf (tsch. Petrovice)
- Pittarn (tsch. Pitárné) - Allodialbesitz des Johanniter/Malteserordens
- Rausen (tsch. Rusin)
- Roßwald Dorf (tsch. Slezské Rudoltice)
- Röwersdorf (tsch. Třemešna)
- Schärfenberg (tsch. Ostrá Hora)
- Seitendorf (tsch. Životice)
- Stubendorf (tsch. Štundorf, Studnice)
- Taschenberg (tsch. Tošovice)
- Weine (tsch. Vino)
- Weißak (tsch. Vysoká)
- Zottig (tsch. Sádek) - Allodialbesitz des Johanniter/Malteserordens

den Ansiedlungen:

- Hinterhäuseln (tsch. Závsí)
- Kampeldörfel
- Kuhberg (tsch. Kraví Hora)
- Münzerei (tsch. Mincerka)
- Rudolfsheim (tsch. Rudolfova Chata)
- Rüllenhäuser (tsch. Rylovka) - Allodialbesitz des Johanniter/Malteserordens
- Würbenhof (tsch. Nové Vrbno) - Allodialbesitz des Johanniter/Malteserordens

sowie Einzelhöfen und freistehenden Mühlen

 

Unsere Familia Austria hat bereits viele der Matriken (Kirchenbücher) dieses Ländchens elektronisch erfaßt.
Sie finden eine Übersicht über diese Erfassungen hier:

GEBURTEN

HOCHZEITEN

STERBEFÄLLE

 

Günter Ofner, Wien im Mai 2019