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Die Taufe war und ist ein christliches Sakrament.
Ohne Taufe, so glaubten vor allem die katholischen Kirchen bis weit ins 20. Jahrhundert, könne das Kind nie in den Himmel (ins Paradies) kommen, sondern müsse ewig im Fegefeuer (eigentlich im Limbus = Vorhölle oder äußerster Kreis der Hölle) bleiben.

Deshalb hat man ja fast immer bereits am Tag der Geburt getauft.

War das Kind schwach, dann hat meistens schon die Hebamme eine Nottaufe vorgenommen, die dann, wenn das Kind noch gelebt hat, oft in der Kirche oder Taufkapelle durch einen Priester vorsichtshalber wiederholt wurde. ("sub conditione" = unter der Bedingung, daß nicht mit Sicherheit feststeht, daß die von der Hebamme gespendet Taufe gültig erfolgt ist, also z.B. kein Formfehler vorliegt.)
Da der Taufpriester dafür auch eine Gebühr (das Stolgeld) erhalten hat und dieser meist auf solche Einnahmen angewiesen war, wurden notgetaufte Kinder oft nochmals getauft.
Bei den Familien, die sich das leisten konnten, kam dann auch noch eine Tauffeier dazu, bei der die Verwandtschaft, die Nachbarn, die Honoratioren und natürlich auch der Taufpriester eingeladen wurden. Außer die Taufe fiel in eine der Fastenzeiten, dann fiel die Feier aus oder wurde erst später nachgeholt.

Deshalb gibt es bei den Nottaufen häufig den Vermerk "frauengetauft". Damit ist die Hebamme gemeint. Denn sonst durften ja nur Geistliche, also ausschließlich Männer, taufen.
Väter waren bei Geburten selten dabei und haben damit auch selten notgetauft.

In Notfällen durfte und darf jeder Mensch taufen - sogar Nicht-Katholiken dürfen das.

Die Namensgebung bei einer Nottaufe war zweitrangig.
Was für einen praktischen Zweck hätte es gehabt, ein sterbendes (oder eben gestorbenes) Neugeborenes zu benennen?
Das hätte höchstens unerwünschte Bindungen der Familie zu diesem Kind aufgebaut.
Oft wurde nichteinmal das Geschlecht des notgetauften Neugeborenen aufgeschrieben, sondern nur "ein Kindl" oder "ein Kind".

 

Alle Leser sind herzlich eingeladen, mir ihre Erfahrungen und ihre Sicht der Dinge zu schreiben und mich auf Fehler und Irrtümer meinerseits aufmerksam zu machen:

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